Ausklang bei der Orchestral Association

Saison endet mit Carnegie Hall Konzert

Zwischen der National Orchestral Association (NOA), deren Musikdirektor Leon Barzin ist, und dem Dirigenten Murry Sidlin, einem Exxon Arts-Stipendiaten des Washingtoner “National Symphony”-Orchesters, besteht schon seit langem eine Atmosphäre der freundschaftlichen Zusammenarbeit. Murry Sidlin ist Schüler von Leon Barzin und ist mit der NOA aufs engste verbunden. Dieser Tage spielte die NOA unter Leitung von M. Sidlin in der Carnegie Hall. Es war das New Yorker Debüt des Dirigenten.
Um es gleich vorwegzunehmen, Murry Sidlin erzielte mit seiner eleganten, aber stets präzisen und maßhaltenden Stabführung eine Maximalwirkung, die auf einem engen Kontakt mit dem seinem Bestand nach sehr jungen Orchester beruhte.
Das Programm umfaßte Werke solch verschiedener Komponisten wie Mozart, Schönberg und Sibelius. Mozarts Symphonie Nr. 29, eines der schönsten Frühwerke des Komponisten, erklang in der ihr eigenen Zart- und Feinheit. Besonders beeindruckend war das Menuett, dessen spielerisch-tändelnde Eigenart zum Ausdruck gebracht wurde.
Murry Sidlin vermochte es auch, sein Verständnis und seine Hingabe für die geheimnisvoll-transzendente atonale Welt der Schönbergschen Musik bei der Gestaltung der “Fünf Orchesterstücke” auf die jungen, enthusiastischen Musiker der NOA zu übertragen.      Den Höhepunkt des Konzert bildete jedoch die Darbietung der Zweiten Synphonie von Jan Sibelius. Es ist wahrlich erstaunlich, wie souverän der 34-jährige Gastdirigegnt dieses in musiktechnischer und struktureller Hinsicht äußerst schwierige Tonwerk zur Gestaltung brachte. Das impressive nördliche Kolorit der Symphonie des großen Finnen kam in Murry Sidlins Interpretierung auf beglückende Weise zur Geltung.
Es unterliegt wohl kaum einem Zweifel, daß die Musikfreunde nicht nur Amerikas, sondern auch anderer Länder den Namen dieses Jungen Dirigenten künftig noch oft hören werden. L. K.

[N.Y. Staats-Zeitung u. Herold, Apr. 30, 1975. p. 5]

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